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Interview mit Dr. Thomas Mecke, Vorsitzender der Geschäftsführung der lekker Energie GmbH
Mittwoch, 10 Oktober 2011
lekker Energie, ehemals Nuon, ist einer der Pioniere auf dem deutschen Gasmarkt. Bereits 2006, kurz nach der Öffnung,
ging der Energiedienstleister mit wakker Gas in Konkurrenz zu den Grundversorgern in Berlin und Hamburg. Seitdem ist lekker
weiter gewachsen und mittlerweile in allen deutschen Metropolen präsent. Dr. Thomas Mecke, Vorsitzender der
Geschäftsführung der lekker Energie GmbH, gibt im Interview auf clever-gas.de Auskunft über die weiteren
Ziele des Unternehmens.
Herr Dr. Mecke, wakker Gas gibt es mittlerweile in allen großen deutschen Städten. Was werden die nächsten
Schritte von lekker Energie sein ? Wird die Metropolenstrategie nun auf die Fläche ausgedehnt ?
Dr. Mecke
Wir verfolgen eine Metropolenstrategie und sind daher in allen Metropolen und größeren Regionen aktiv. Erst wenn die
Rahmenbedingungen stimmen, werden wir auch ein flächendeckendes Angebot unterbreiten können. Das ist leider heute
noch nicht der Fall. Wir haben in Deutschland rund 1.000 Netzbetreiber, mit allen müssten wir Verträge zur Durchleitung
unseres Gasangebots schließen. Diese Situation ist einmalig in Europa. Die Kleinteiligkeit kostet neue Anbieter und Verbraucher
eine Menge Geld. Hinzu kommt: Netzbetreiber mit weniger als 100.000 Kunden genießen durch die so genannte ?De-Minimis?-
Regelung Ausnahmeregeln und unterliegen nicht den strengen Regulierungsvorgaben der Bundesnetzagentur. Das trifft auf 90 Prozent
aller Anbieter auf dem Strommarkt und sogar 95 Prozent auf dem Gasmarkt zu. Diese Ausnahmeregelung wurde leider mit der aktuellen
Novelle des Energiewirtschaftsgesetzes nicht wie von uns gefordert auf Unternehmen mit weniger als 10.000 Kunden begrenzt. Um Ihre
Frage zu beantworten: in einigen Regionen bieten wir auch außerhalb von Metropolen wakker Gas an, nämlich dort, wo die
Netze über die Metropole hinaus reichen. Andere Regionen werden arrondiert, sobald es die Rahmenbedingungen zulassen.
Lekker überzeugt nicht nur Verbraucher, sondern schneidet auch regelmäßig in Vergleichsstudien gut ab. Was ist das
Geheimnis des Erfolgs ?
Dr. Mecke
Auch wenn in der Öffentlichkeit viel zu häufig nur der Preis in den Vordergrund gerückt wird, wollen Verbraucher doch
letztlich viel mehr: Guten Service, Kundenfreundlichkeit, flexible, faire und transparente Vertragsbedingungen. Das alles zusammen sollte
den Kunden überzeugen. Packt man dann noch den attraktiven Preis obendrauf, ist wakker Gas ein sehr gutes Angebot an den Verbraucher.
Als ehemals niederländisches Unternehmen mussten Sie sich 2010 aus kartellrechtlichen Gründen von der Mutter Nuon abnabeln.
Dabei war die Internationalität lange ein Vorteil. Wie wurde der Umbruch bewältigt und wie ist lekker heute international aufgestellt,
etwa im Hinblick auf die Gasbeschaffung ?
Dr. Mecke
Wir haben heute mit der ENERVIE und den Stadtwerken Krefeld (SWK) Partner, die den deutschen Markt kennen. Das ist schon ein entscheidender
Vorteil. Das versetzt uns in die Lage, noch schneller auf Veränderungen im Markt reagieren zu können. In der Energiewirtschaft kommt
es ja vor allem auf die Beschaffung an. Wann kaufe ich zu welchem Preis ein. Dabei haben wir immer ein unternehmerisch sehr vernünftiges
Maß gefunden. Mit der ENERVIE Gruppe und den SWK haben wir zudem zwei Partner an unserer Seite, mit deren Hilfe wir noch besser
beschaffen können, auch auf dem Gasmarkt.
Man kann 2011 als das Ökojahr in Deutschland bezeichnen. Welche Rolle spielt lekker bei der Energiewende, und kommt bald auch wakker
Ökogas ?
Dr. Mecke
Wir spüren aktuell noch keine Nachfrage unserer Kunden nach Ökogas, haben das Thema aber auf dem Radar. Was den Strommarkt
angeht: Hier bieten wir unseren Haushaltskunden bereits seit zwei Jahren ausnahmslos Strom aus erneuerbaren Energien an. Wir beliefern
außerdem Gewerbe- und Industriekunden mit dekkel Strom grün. Zudem bieten wir einen Tarif an, bei dem der Kunde nur den
Arbeitspreis bezahlt, sich Strom sparen also lohnt. Die Energiewende wird nur mit noch mehr Anstrengungen bei der Energieeffizienz gelingen.
Durch die Pleite von TelDaFax ist auch die Zusammenarbeit zwischen Energieanbietern und Vergleichsportalen in den Blickpunkt geraten. Sie haben
hierzu öffentlich Position bezogen. Was ist ihre Kritik ?
Dr. Mecke
Die Vergleichsportale im Internet haben den Wettbewerb in Deutschland über viele Jahre befördert, weil Sie die Marktangebote transparenter
und übersichtlicher gemacht haben. Wir haben jedoch bereits vor einigen Monaten vor einer Fehlentwicklung gewarnt, ähnlich wie bei den
Vorauskasse- und Kautionstarifen. Die Aspekte Kundenzufriedenheit, Sicherheit, Service und Vertragsbedingungen werden von den Vergleichsportalen
aus Sicht von lekker Energie zu wenig berücksichtigt. Noch immer liefern die Webseiten den Anbietern vor allem Anreize, allein den Preis zu
optimieren. Das muss sich ändern, damit die Verbraucher eine den tatsächlichen Markt wiedergebende Auswahl bekommen und auch
verstehen, welches Angebot warum für sie am besten ist.
Das Interview führte Felix Knothe
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