 |
Zurück zur Übersicht der Interviews
René Schmidt - Vorstand der Gas- und Energiegenossenschaft Ost- und Mitteldeutschland eG ( GEG)
Mittwoch, 05. Mai 2012
„Selbstversorgung und Solidarität statt Profitmaximierung”
2012 ist das UNO-Jahr der Genossenschaften. René Schmidt, Vorstand der GEG, erläutert im Interview das Prinzip
Energiegenossenschaft und erklärt die Besonderheiten für Kunden und Mitglieder.
1. Worin liegen die besonderen Chancen von Energiegenossenschaften auf dem Energiemarkt und welche Vorteile ergeben
sich daraus aus Sicht der Verbraucher ?
R. Schmidt :
Ausgangspunkt und Ziel einer Energiegenossenschaft ist es, den Mitgliedern, aber auch anderen interessierten Energieverbrauchern
eine preiswerte und nachhaltige Energieversorgung zu bieten. Genossenschaften basieren auf den Grundsätzen der Selbstversorgung,
Selbstverantwortung, Solidarität und der sozialen Verantwortung. Dazu gehört, dass eine Genossenschaft nicht der
Profitmaximierung sondern der Selbstversorgung dient. Eine Genossenschaft wird demokratisch geleitet, jedes Mitglied hat genau eine
Stimme, unabhängig von der Anzahl der Genossenschaftsanteile. Damit wird gesichert, dass eine Genossenschaft nicht auf Basis
finanzieller oder Profitinteressen geführt wird sondern auf Basis der Grundsätze wie Selbstverantwortung, Solidarität
und der sozialen Verantwortung. Die Energiegenossenschaft GEG hat laut Satzung das Ziel, den Mitgliedern und allen Bürgern
einen kostengünstigen Energiebezug zu ermöglichen und damit den finanziellen Mehrbelastungen der Bürger durch
ständig steigende Energiepreise entgegenzuwirken. Gewinne und Überschüsse der Energiegenossenschaft GEG werden
nicht an anonyme Anteilbesitzer ausgezahlt sondern den Mitglieder und Kunden der Energiegenossenschaft GE, je nach Umsatzanteil,
über Rückvergütungen zurückgezahlt.
2. Kann ich bei der GEG einfach nur Energiekunde sein oder muss ich als Verbraucher auch in die Genossenschaft eintreten,
um Gas oder Strom beziehen zu können ?
R. Schmidt :
Die Energiegenossenschaft GEG liefert Strom und Gas an Mitglieder und Nichtmitglieder zu gleichen Konditionen. Auch „normal”
Kunden, welche nicht Mitglied der Genossenschaft sind, haben Anspruch auf die genossenschaftliche Rückvergütung.
3. Welche Tarifmodelle bieten Sie an und sind diese vergleichbar mit den üblichen Strom- oder Gastarifen auf dem Markt ?
R. Schmidt :
Im Energiemarkt ist die Energiegenossenschaft GEG ein ganz normaler Energielieferant und steht im Wettbewerb mit den anderen,
profitorientierten Energieversorgern. Aus diesem Grund müssen die Energiepreise der Energiegenossenschaft GEG auch
wettbewerbsfähig sein. Gegenüber den etablierten Energieversorgern Sachsen-Anhalts können durch einen
Wechsel schon einmal 100 Euro und mehr gespart werden. Hinzu kommt die jährlichen Rückvergütungen von 3,6%,
was noch einmal eine zusätzliche Einsparung zwischen 50 und 100 Euro im Jahr bedeutet. Dabei bietet die
Energiegenossenschaft GEG ein Fairpreispaket und ein Discountpreispaket an. Kunden im Fairpreispaket haben die gleichen
Rechte, z.B. in Bezug auf die Rückvergütung wie Genossenschaftsmitglieder. Die Preise in den Fairpreispaket
sind auch Festpreise über ein oder zwei Jahre. Das Discountpreispaketist für Kunden, welche nur eine preiswerte
Energielieferung wünschen und nicht die Vorteile einer Genossenschaft nutzen möchten. Dies trifft derzeit aber
nur für 10% der Kunden der Energiegenossenschaft GEG zu. 90% der Kundensetzen auf das genossenschaftliche Prinzip.
4. In welchen Regionen liefert die GEG Gas und Strom ? Ist eine Erweiterung, eventuell bundesweit angedacht ?
R. Schmidt :
Technisch ist die Lieferung von Strom und Erdgas bundesweit möglich. Das Hauptliefergebiet der
Energiegenossenschaft GEG sind derzeit die östlichen Bundesländer wie Sachsen-Anhalt, Sachsen,
Thüringen, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern.
5. Betreiben Sie als Genossenschaft auch selbst Anlagen zur Energieerzeugung und wenn ja, welche Rolle spielen
dabei regenerative Energiequellen ?
R. Schmidt :
2011 hat die Energiegenossenschaft GEG eine eigene Photovoltaik-Anlage mit einer installierte Jahresleistung von
ca. 36 MW in Betrieb genommen. Als Energielieferant sieht die Energiegenossenschaft GEG aber gerade Photovoltaik-Anlagen
sehr kritisch, da hier Kosten und Aufwand in keinem Verhältnis zur tatsächlichen Leistung stehen. Die vom
Hersteller prognostizierte tatsächliche Jahresleistung liegt bei ca. 3,6 MWh, gerade einmal 10% der installierte
Jahresleistung wird erreicht obwohl Schott-Markenmodule verwendet werden. Hinzu kommt, dass wir als Energieversorger
18% des Strompreises direkt als Erneuerbare Energiesteuer an den Staat abführen müssen. Gerade jungen Familien
mit Kindern fällt es oft nicht leicht, die monatlichen Kosten für den Strom aufzubringen. Diese Familien
über den Strompreis zur Finanzierung privater Photovoltaik-Anlage zu zwingen, finden wir sozial ungerecht.
Energie ist in unserem Land grundlegend zum Leben, Energiesparmaßnahmen rechnen sich aber oft erst nach 15
oder 20 Jahren. Dies können gerade junge Familien mit Kindern mit vorfinanzieren.
Unser Vorschlag: Jeder Bürger erhält ein Kontingent steuer- und abgabefreien Strom und Erdgas. Wer dann
meint, mehr verbrauchen zu müssen, der soll dann auch die Finanzierung übernehmen.
Das Interview führte Jörg Wunderlich
|
 |
Gasanbieter und Gaspreise im Vergleich - clever-gas.de 4.6 von 1 bis 5 auf Grundlage von 99 Bewertungen
|
 |